Portraits im Landvogthaus

Das Landvogthaus Nidfurn ist nicht nur ein Hotel, sondern auch ein Kunstmuseum Glarus und beinhaltet eine ansehnliche kleine Sammlung von Portraits verschiedenster PersönlichkeitenJedes Herrschaftshaus hatte im Laufe der Jahrhunderte Abbildungen aufgehängt von den Menschen, die in dem Haus lebten oder einen Bezug zu diesem hatten. Nichts kann den Lauf der Geschichte von Menschen so gut darstellen wie eine Reihe von portraitierten Antlitzen aus verschiedenen Zeiten.

Das gemalte Abbild früherer Epochen sollte weniger eine Momentaufnahme, sondern vielmehr eine würdige, Respekt einflössende Erinnerung an das Individuum sein, dases darstellt. Solche Gemäldedie in schöner Präsentation wie in einem Kunstmuseum Glarus ausgestellt sind, sollten mehrere Aspekte ausdrücken wie etwa die Stellung in der Familie und Gesellschaft oder beispielsweise prägnante Charaktereigenschaften des portraitierten Menschen.

Das Landvogthaus als ein wichtiger Teil von Kultur und Geschichte zeigt den Hotelgästen und Museumsbesuchern eine vielseitige und interessante Sammlung von Abbildern von Zeitgenossen unterschiedlichster Herkunft. Auch wenn die wenigsten der abgebildeten Menschen je im Hause gelebt haben, so ist die «versammelte Runde» an sich schon interessant genugso dass jeder Kunstliebhaber eine wahre Freude daran habe kann.

Das Hotel im Museum wird als einzigartiger Geheimtipp gehandelt, was in seiner Artschweizweit einmalig ist. Jedes der Gästezimmer ist in einem anderen Stil aus einer verschiedenen Epoche eingerichtet, und in jedem Zimmer hängt auch ein Portrait, was das Haus als Gesamtkunstwerk über die Landesgrenzen hinaus auszeichnet.

Das Zimmer «Baroness» hat an der getäfelten Wand das Portrait einer Baroness aus Böhmen hängen, ein Werk, was zweifellos an die hochstehende Malkunst zu erinnern vermag. In feinen Pastellkreidefarben gemalt, zeigt sich dem Betrachter eine edle, wohl eher sehr sensible junge Frau, die im 18. Jahrhundert auf einem böhmischen Landsitz hocharistokratisch zu leben pflegte.

Im Zimmer darüber hängt das beinahe lebensgrosse Portrait eines Bürgermeisters von dem Paris des 17. Jahrhunderts. Er war ein richtiger Kavalier – Chevalier – Ritterund es werden ihm manche Affären mit verschiedenen Damen aus der noblen Gesellschaft der damaligen High Society nachgesagt.

Im grossen Vorsaal auf der ersten Etage blickt die junge Prinzessin von Arenberg grüssend und wohlwollend auf die Gäste im Landvogthaus. Die mit einigen Königshäusern Europas verwandte Dame hat wohl nie auch nur im Traum daran gedacht, dass ihr Jugendbild einst in einem glarnerischen Herrenhaus hängen wird. Wie das Leben so oft spielt, war es eine habsburgische Prinzessin, die das Portrait nach dem Besuch des Museums als Schenkung vermachte, da diese vom Hause derart entzückt und zu tiefst angetan war und die Sammlung als beeindruckend bezeichnete.

Nicht weniger speziell, beinahe skurril, ist das Portrait eines kleinen Jungen, der im18. Jahrhundert in der Bündner Herrschaft zur Schule ging. Um seine edle Abkunft zu unterstreichen, zeigt der Junge auf das Antlitz seines wohlbekannten Lehrers voneiner Elitenschule auf Schloss Haldenstein bei Chur, wo der Sohn eines russischen Oligarchen einen vorzüglichen sowie elitären Internatsunterricht vermittelt bekam, um alsdann in der weiten Welt Grosses zu bewegen. Diese seltene Darstellung in Oel zeigt als Zeitzeugnis folglich ein Portrait im Portrait.

In dem kleinsten Raum des Hauses, einem Boudoir ganz im Stil des Rokoko, hängt ein kleines Abbild der Tochter von Königin Marie Antoinette von Frankreich, welche als einzige ihrer Familie die Revolution überlebte und später nach Paris zurückkehrte, wo sie ein hohes Alter erreichte. 

Nicht zuletzt gibt es im Haus selbstverständlich auch einige Abbildungen von Landvögten aus verschiedenen Jahrhunderten und namhaften Schweizer Familien.Es bietet sich eine durchaus interessante Studie verschiedenster Typen von Männern, welche die Geschicke der alten Eidgenossenschaft mitbestimmten.

Ein Museumsbesuch im Landvogthaus, mit oder ohne Übernachtung, gibt sich allein schon wegen seiner Gemälde historisch lebendig sowie aussergewöhnlich und rundet den Aufenthalt im Nidfurner Kunstmuseum Glarus wunderschön und harmonisch ab

 

Christian Behring, Miteigentümer

Portraits im Landvogthaus

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